Haben wir unseren Körper falsch programmiert?

Für viele kommt sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel, die Diagnose Diabetes. Aber was wie ein plötzlicher Schicksalsschlag erscheint, hat oft eine lange, meist unbemerkte Vorlaufzeit. Die Rede ist hier von Diabetes Typ 2, vor einigen Jahren noch Altersdiabetes genannt. Diese Form kann sich im Laufe eines Lebens entwickeln, inzwischen betrifft es aber auch immer mehr immer jüngere Menschen, so dass sich dieser Begriff mittlerweile überholt hat.

Viele Menschen glauben, dass diese Form von Diabetes erblich, also unbeeinflussbar sei; die Frage stellt sich jedoch, inwieweit das nicht in vielen Fällen ebenso mit den familiären Essgewohnheiten und Prägungen zusammenhängt. Während die Veranlagung tatsächlich vererbt werden kann, bedeutet das aber nicht automatisch, dass die Krankheit sich auch entwickelt. Wenn wir von Kindesbeinen an große Mengen Zucker gewöhnt werden, stellt das eine machtvolle Programmierung dar, die schwer zu durchbrechen ist. Der Versuch, im Erwachsenenalter den Zuckerkonsum zu senken, lost oft Gefühle des Mangels aus, und so wird in vielen Fällen das gewohnte Maß an Süße das ganze Leben lang beibehalten oder gar erhöht. Und wenn ein Elternteil, verursacht durch zu hohem Zuckerkonsum, Diabetes entwickelt hat, liegt es nicht immer an den Genen, dass in der nächsten Generation auch Diabetes entsteht, wenn die familiären Zuckergewohnheiten beibehalten werden.

Die Entstehung von Typ 2 Diabetes wird durch Übergewicht begünstigt, da Fettgewebe Botenstoffe ausschüttet, die eine Insulinresistenz fördern, und auch Bewegungsmangel kann Insulinresistenz in den Muskelzellen verursachen. Aber vor allem ein dauerhaft zu hoher Zuckerkonsum ist ein Hauptverursacher dieser sich rasant ausbreitenden Krankheit.

Diabetes-Erkrankungen fast verdoppelt

Richard Johnson, ein Nephrologe von der Universität Colorado Denver, stellt die Frage, warum heute 347 Millionen Menschen unter Diabetes leiden, während es 1980 nur 153 Millionen waren. Er meint, dass Zucker einer der Schuldigen, wenn nicht gar der Hauptschuldige sei. Auch sind immer mehr Menschen übergewichtig. Die Forschung glaubte lange, dass dafür der Fettkonsum zuständig sei und es wurde begonnen, am Fett zu sparen. Als Folge davon nehmen wir heute wesentlich weniger Fett zu uns als noch vor 20 Jahren und trotzdem werden immer mehr Menschen – teilweise extrem- übergewichtig.

Vor allem Fruktose – zum Beispiel als ein Bestandteil des Haushaltszuckers – ist in diesem Zusammenhang gefährlich. Sie wird von der Leber verarbeitet, die daraus unter anderem Triglyceride produziert. Diese schaden nicht nur der Leber selbst, sondern gehen auch ins Blut, von wo aus sie Bluthochdruck und Insulinresistenz im Gewebe produzieren können. Die Bauchspeicheldrüse versucht dieses durch höhere Insulinproduktion auszugleichen; aber bei anhaltendem Krisenzustand, ausgelöst durch permanent zu hohe Zuckerzufuhr kann dieser Mechanismus irgendwann zusammenbrechen und zu Diabetes führen.

Das Problem ist, dass Diabetes, einmal entstanden, normalerweise nicht mehr reversibel ist und viele Schwierigkeiten und Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann. Einige dieser Folgeerkrankungen sind Herzinfarkt, Schlaganfall, Nieren- und Nervenschäden, sowie Depressionen.

Unser Körper braucht Zucker

All diese Prozesse, die zur Diabetes führen können, laufen normalerweise mehr oder weniger unbemerkt ab, beziehungsweise werden nicht mit dem Zucker in Verbindung gebracht. So kommt es, dass die Diagnose tatsächlich wie ein plötzlicher Schicksalsschlag erlebt werden kann, obwohl es in Wahrheit meist auf lange Zeit mit Fehlernährung zurückzuführen ist.

Zwar braucht der Körper Zucker, aber nur in sehr geringen Mengen, und vor allem am Besten in der natürlichen Form, wie zum Beispiel Obst. Alles andere ist nicht nur zuviel, sondern kann auch große Schäden anrichten. Und es ist mit Sicherheit vorzuziehen, die Ernährung rechtzeitig in gesündere Bahnen zu lenken, als sich von schwerwiegenden Konsequenzen überraschen zu lassen.