Wo ist die Grenze zwischen „zuviel Zucker“ und Sucht?
Bin ich süchtig? Sich diese Frage zu stellen, erfordert Mut. Sucht kann ein erschreckendes Wort sein und wird leicht mit Menschen assoziiert, die die Kontrolle über ihr Leben völlig verloren haben. Und wer möchte sich schon damit vergleichen? Auch sind wir es nicht gewohnt, bei Zucker von Sucht zu sprechen. Süßes essen, das ist doch wohl völlig harmlos im Gegensatz zu süchtig nach einer sogenannten harten Droge zu sein. Wir argumentieren und verniedlichen gern, dass man ja einfach nur ein Süßschnabel sei. Die Gefahr dabei: Damit verschließen Sie die Augen vor Ihrem eigenen Verhalten und marginalisieren Ihre Zweifel.Es geht nicht darum, sich selbst oder andere in Schubladen zu stecken. Bei der Zuckersucht geht es darum, sich die Mechanismen bewusst zu machen, die uns immer wieder dazu verleiten, nach der Schokolade zu greifen. Sobald eine Gewohnheit wie von alleine immer wiederkehrt und sich durch unseren bewussten Willen nur schwierig stoppen lässt, ist es Zeit, dass Sie Ihr Verhalten genauer unter die Lupe nehmen. Wenn Ihre Gedanken ständig um den Zuckerkonsum kreisen, dann ist der Punkt erreicht, wo eine Abhängigkeit unser Leben beeinträchtigt.
Wo beginnt Sucht?
Natürlich gibt es unterschiedlich stark ausgeprägte Süchte. Allen Süchten liegt aber der gleich Mechanismus zugrunde. Anstatt mit sich selbst zu argumentieren, dass die eigene Situation ja noch nicht so schlimm wie bei Person X sei, kann es sehr befreiend sein, den Tatsachen ins Auge zu blicken und die Abhängigkeit als solche zu erkennen. Das ist auch der erste notwendige Schritt, um an der Situation überhaupt etwas ändern zu können. Man ist dem Suchtgeschehen nicht mehr unbewusst ausgesetzt und im Gegensatz zum Stadium der Verdrängung oder Verharmlosung kann man nun anfangen, nach Lösungen oder Unterstützung zu suchen.
Auch eine vermeintlich harmlose Sucht macht unglücklich und unfrei. Wer jeden Tag aufs Neue versucht, die Süßigkeitenschublade geschlossen zu halten und dafür seine ganze Willenskraft aufbraucht, hat seinen Kopf nicht frei für konstruktive Dinge. Die Entscheidungsfreiheit ist eingeschränkt und zusätzlich zu der Schädlichkeit des Zuckerkonsums selbst kommt das Gefühl, in einem ewigen Kreislauf gefangen zu sein.
Die Frage „Bin ich zuckersüchtig?“ lässt sich weniger anhand der Menge des täglich konsumiertem Zuckers beantworten, als vielmehr damit, inwiefern der Suchtmechanismus unsere Gedanken und Handlungen steuert. Wenn wir uns diese Frage stellen, kann das allein schon ein Indiz dafür sein, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es bedeutet aber auch, dass ein Bewusstsein für die Mechanismen erwacht ist. Und das ist ein gutes Zeichen. Denn das mutige Betrachten der eigenen Situation kann ein erster Schritt zur Befreiung aus einem Kreislauf der lästigen Gewohnheit sein.
Zuckerfrei leben?
Im Video:
Sabine T. hat sich mit der Weiss-Methode erfolgreich von ihrer Zuckersucht befreit und bis heute zwei Kleidergrößen an Gewicht verloren.