Was hat der Reizdarm mit Zucker zu tun?
Möglicherweise eine ganze Menge. Während es verschiedene Ursachen für diese teilweise extrem schmerzvolle Erkrankung mit Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Krämpfen geben kann, vermuten Forscher mittlerweile, dass mehr als ein Drittel aller Reizdarmprobleme auf eine Zuckerunvertäglichkeit zurückzuführen sind. In diesem Fall ist vor allem die Rede von Fruchtzucker und dem Zuckeraustauschstoff Sorbit. Da das aber manch behandelnden Ärzten noch nicht bekannt ist, reisen die Betroffenen oft in einer vergeblichen Odyssee von einem Diagnose- und Behandlungsversuch zum nächsten und quälen sich jahrelang mit ihren Symptomen.
Erschwerend kommt hinzu, dass zu den offensichtlicheren Symptomen auch noch depressive Verstimmungen durch diese Unverträglichkeit ausgelöst werden können. Der Ernährungsmediziner Dr. Maximilian Ledochowski aus Innsbruck hat festgestellt, dass bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit das Tryptophan nicht mehr aus dem Darm aufgenommen wird. Somit kann diese Aminosäure nicht wie üblich aus dem Dünndarm über das Blut ins Gehirn gelangen. Da das Tryptopan aber der wichtigste Ausgangsstoff für die Bildung des Glückshormons Serotonin ist, kann eine Unterversorgung des Gehirns ständige Verstimmung bis hin zu Depressionen verursachen.
Fruchtzucker – keine gute Empfehlung
Viele Reizdarmpatienten bekommen zu hören, dass sie sich gesünder ernähren sollten und nehmen daraufhin vermehrt Obst zu sich, was aufgrund des Fruchtzuckergehaltes die Situation nur noch verschlimmert. Aber vor allem der drastisch erhöhte Einsatz von Fruktosesirup und ähnlichem in unseren Lebensmitteln durch die Industrie sorgt dafür, dass der Reizdarm mittlerweile zu einer Art Volkskrankheit geworden ist.
Wenn bei einer Zuckerunverträglichkeit die Transportsysteme nicht mehr dafür sorgen, dass der Fruchtzucker vom Dünndarm ins Blut gelangt, wird er zum Dickdarm weitergeleitet, wo er für Vergärung sorgt. Und je nach Menge der Gärungsprozesse kann der Dickdarm so sehr anschwellen, dass der Darminhalt zurück in den Dünndarm fließt, weil die Schranke zwischen beiden nicht mehr richtig schließt. Da aber der Dünndarm das Bakterienmilieu des Dickdarms nicht verträgt, kann es auf diese Weise zu den schmerzhaften Entzündungen kommen.
Der Atemtest verrät’s
Ein einfacher Atemtest beim Arzt kann über eine Unverträglichkeit dieser Art Aufschluss geben, da bei diesen Vergärungsprozessen Wasserstoff abgeatmet wird. Bei der Ernährungsumstellung ist allerdings nicht nur bei Früchten und offensichtlich süßen Lebensmitteln Vorsicht geboten, sondern auch in herzhaften Speisen findet sich immer häufiger Fruktose, was durch sorgfältiges Lesen aller Zutatenlisten deutlich wird.
Wer also unter Symptomen dieser Art leidet könnte möglicherweise durch das Weglassen von Fruchtzucker und Sorbit (auch Sorbitol oder Glucitol genannt) nicht nur seine Darmprobleme in den Griff bekommen, sondern auch seine Stimmungslage erheblich verbessern.