Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert da am Häuschen?
Als Hänsel und Gretel einsam und allein durch den Wald irrten und schließlich auf das Zuckerhaus der Hexe trafen, wird übermäßiger Zuckergenuss wohl noch kein weltweites Menschheitsproblem gewesen sein. Dennoch taugt die Geschichte gut dazu, das Verhängnis einer Zuckersucht zu illustrieren.
Allein, verloren und hungrig irren die beiden Kinder durch den Wald, bis sie an ein Haus aus lauter Süßwaren kommen. Als sie davon essen, werden sie ins Haus gelockt und mit mehr Süßem verwöhnt, bis sie „meinten, sie wären im Himmel“. All diese Verlockungen dienen aber nur dazu, die Kinder einzufangen, damit die „böse Hexe“ sie braten und essen kann und zu diesem Zweck wird Hänsel in einen Käfig gesperrt und gemästet, während Gretel der Hexe dienen muss und weiter hungert.
Kennen Sie das?
Sich alleingelassen, verloren oder in übertragenem Sinne hungrig zu fühlen sind Zustände, die wohl jeder Mal im Laufe seines Lebens kennen gelernt hat. Im Idealfall findet man selbst heraus, was es braucht, um wieder in Balance zu kommen. Wenn diese Zustände aber zu einem andauernden Grundgefühl werden, weil man seinen Weg aus den Augen verloren hat oder etwas ernsthaft aus dem Lot geraten ist, kann der Griff zu Süßem leicht zum Dauertröster werden.
Genauso wie Hänsel und Gretel den Weg nach Hause nicht finden und mit Süßigkeiten verlockt werden, ihr eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren, versucht der Zuckersüchtige mit Ersatzbefriedigungen über die Runden zu kommen, um Situationen erträglich zu machen.
Nur ein kleiner Lebkuchen…
Zunächst fängt alles ganz harmlos an: Der süße Stoff macht uns – für einen kurzen Moment – glücklich und zufrieden, weil die Dopaminausschüttung angeregt wird. Es ist doch nur ein ganz kleines Stückchen Lebkuchen, das wir vom Dach des Hexenhäuschens abbrechen.
Doch ebenso schnell wie das Dopamin unser Glücksgefühl hat steigen lassen, sinkt dieses auch wieder, sobald der Dopaminspiegel sinkt. Da sind wir doch gleich versucht, noch ein ganz kleines Bisschen vom Knusperhaus zu naschen. Und so geben wir dieses künstlich induzierte Zuckersucht wieder und wieder nach und werden von Mal zu Mal leichter ins Knusperhäuschen gelockt.
Zucker kann uns zum Verhängnis werden. Er gehört zu den Stoffen, deren Genuss das Verlangen danach nicht stillt, sondern erhöht. Je mehr Zucker wir essen, desto größer wird das Verlangen danach.
Auf diese Weise ist es leicht, in die Fänge der „bösen Hexe“, sprich: die Zuckersucht, zu geraten und fortan in ihrem Käfig gefangen zu sein wie Hänsel. Während wir uns selbst mit den Süßigkeiten „mästen“, ist ein anderer Teil in uns dem ungesunden Verlangen zu Diensten und hungert weiterhin, weil er wie Gretel immer noch nicht die Nahrung bekommt, die eigentlich gebraucht wird.
Wenn Sie mehr von diesen ungesunden Mechanismen der Sucht erfahren wollen, besuchen Sie unsere Vorträge „Über die Macht von Gewohnheiten und Süchten“.