Was hat die Kuba-Krise mit unserer Ernährung zu tun?

Heute wird es mal historisch auf dem Zuckerfrei-Blog. Denn zwischen unserem Zuckerkonsum und der Kuba-Krise gibt es einen Zusammenhang. Und der geht so…

Der Anbau von Zuckerrohr und die Zuckergewinnung hat auf Kuba eine Jahrhunderte lange Tradition, um 1603 wurde dort schon die erste Zuckerplantage errichtet. Seit Ende des 18.Jahrhunderts besteht der Handel mit den USA und im 19. Jahrhundert gab es einen regelrechten Zuckerboom. 1850 war Kuba der größte Zuckerproduzent der Welt mit 14 000 Zuckerrohrplantagen und diente vor allem auch den USA als Zuckerexporteur.

Neue süße Quelle gesucht

Als sich Ende der 50er Jahre die Machtverhältnisse verschoben und sich durch die Kuba-Krise die Verhältnisse dramatisch verschlechterten, verloren die USA auch ihren unbegrenzten Zugang zu günstigem Zucker. Da dieser aber schon lange nicht mehr als Luxusgut, auf das man auch verzichten könnte, sondern als scheinbar notwendiges ”Grundnahrungsmittel” erlebt wurde, musste schnell eine neue Zuckerquelle gefunden werden.

1957 wurde der Prozess entwickelt, der Teile der Glukose in Maissirup in Fruktose umwandeln kann. Als der Importzucker sehr viel teurer wurde, begann man mit der massenhaften Herstellung von fruktosereichem Sirup. Subventionen brachten Bauern dazu, soviel Mais wie möglich anzubauen und ließen so die Preise fallen. Dadurch wurde es für die Industrie sehr billig, diesen Maissirup in ihren Produkten zu verwenden. Seit 1980 ist Coca-Cola damit gesüßt, seit Mitte der 80er Jahre mehr oder minder alle anderen Softdrinks.

Die Süßkraft der Fruktose

Fruktose hat bei gleicher Menge eine deutlich höhere Süßkraft als Glukose und ist darum wesentlich wirtschaftlicher. Seit 1978 konnte durch neue Verfahren der Anteil der Fruktose sogar auf 90 Prozent erhöht werden. Da die Maisproduktion in den USA immer noch subventioniert wird, während importierter Zucker verzollt werden muss, stellt dieser fruktosereiche Maissirup mittlerweile ein Großteil der Süßungsmittel in Amerika dar. Mit entsprechend dramatischen Konsequenzen für die Gesundheit.

Auch hierzulande wird diese billige und gesundheitsschädliche Zuckervariante gern von der Lebensmittelindustrie verwendet. Es gibt zwar eine Quote für die EU, diese wurde aber in den letzten Jahren trotz der bekannten Gesundheitsgefahren immer weiter gelockert. Laut deutscher Zuckerverordnung muss ein Zuckersirup mit bis zu 49 Prozent Fruktose als ”Glukose-Fruktose-Sirup” bezeichnet werden, bei mehr als 50 Prozent als „Fruktose-Glukose-Sirup”. Wer einmal darauf achtet, wird feststellen, in wie vielen Lebensmitteln dieser Sirup inzwischen in der einen oder anderen Form enthalten ist.

So hat eine Entwicklung, die während der Kuba- Krise begann, inzwischen direkten Einfluss darauf, was wir zu uns nehmen und unserer Gesundheit zumuten.